Lesung mit Chaim Noll aus Israel im Kontorhaus Messberg


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Einladung-Chaim Noll 2023  FLYER zum download

Ursprünglich als Hans Noll, wurde Chaim 1954 in Ost-Berlin als Sohn des Schriftstellers Dieter Noll geboren. Er studierte Mathematik, Kunst und Kunstgeschichte und war Meisterschüler der Akademie der Künste. Anfang der 80er Jahre verweigerte er den Wehrdienst in der NVA der DDR und wurde daher in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. 1984 wird Noll ausgebürgert, geht in den Westen, arbeitet als Journalist und beginnt eine Karriere als Schriftsteller.

Heute lebt er mit seiner Frau am Rande der Wüste Negev und ist Writer in Residence sowie Dozent am Center For International Student Programs der Ben-Gurion-Universität in Be‘er Sheva.

 

Chaim lies aus

Wüsten, Trockengebiete und Steppen der Erde breiten sich aus, jedes Jahr um eine Fläche, die ungefähr der Größe Deutschlands entspricht. Die fortschreitende Wüstenbildung führt zur Flucht der ansässigen Bevölkerung, zum Teil mit spürbaren Auswirkungen auf das Leben in Europa. Auch sonst erzwingt Wüste als Landschaft und Schauplatz historischer Entwicklungen immer stärker unsere Teilnahme. Viele der alten Hochkulturen entstanden, wo Wüste auf besiedelbares Land trifft.

 

Das Buch hält anhand literarischer Texte von der Entstehung der Schrift bis zur Gegenwart überblickartig Themen und Leitmotive einer Urlandschaft des Menschen fest. Als zentrales Motiv erweist sich die Widersprüchlichkeit der Wüste: Sie steht zugleich für Dürre und Aufblühen, für Mangel an Wasser und Überfülle an Sonne, für Niedergang und Erneuerung, für deprimierende Einförmigkeit und spirituellen Höhenflug, für Tod und Leben, Gut und Böse, Realität und Mythos.

Stimme der Frauen: Bis heute verblüfft uns die Bibel mit ihrer Fülle von differenziert gezeichneten Frauenfiguren, ihren Geschichten, Beziehungen, Wirkungen, ihrer Rolle in Familie, Ehe, Gemeinde und in der großen Politik, ihrem Einfluss auf Männer und Kinder, ihren Triumphen und ihren Tragödien. Biblische Frauen und ihre Schicksale sind in vielen Sprachen zu Metaphern geworden – ja zu verehrten, sogar angebeteten Ikonen und Modellen des täglichen Lebens. Auch und gerade für Männer. In Kunst und Literatur wurden biblische Frauenfiguren durch die Jahrhunderte zur unerschöpflichen Inspiration emotional und erotisch packender Gemälde, Opern, Romane und anderer Kunstwerke.

Chaim Noll versteht die Bibel als eine Textsammlung, in der sich das Bemühen um Achtung der Frau, teils sogar um Gleichstellung mit dem Mann als Leitmotiv behauptet gegen frauenfeindliche Tendenzen, die es auch gibt. Und er kritisiert antike männliche Haltungen, die das „schwache Geschlecht“ als minderwertig darzustellen versuchten, um Frauen unterdrücken und ausbeuten zu können. Am Ende jedoch wird deutlich, dass gerade die Bibel zur Befreiung der Frau aufruft – und dies durchaus auch im Interesse des Mannes. Nolls feinsinnige wie lebenskluge und unbekannte Interpretationen biblischer Erzählungen fesseln und beeindrucken.