Image

Brücken statt Mauern: Wenn Iraner und Israelis gemeinsam Schabbat feiern

8. August 2025 / Redaktion

In einer Welt, in der die Schlagzeilen oft von Feindseligkeit und politischen Spannungen zwischen dem Iran und Israel geprägt sind, ereignen sich im Stillen Momente, die ein völlig anderes Bild zeichnen. Es sind Geschichten von menschlicher Begegnung, die politische Rhetorik überwinden und zeigen, was möglich ist, wenn Herzen sich öffnen. Eine solche Begebenheit fand bei einer Schabbat-Feier im Juli in Hamburg statt, organisiert vom Ebenezer Hilfsfonds. Hier trafen Gäste aus Israel auf Exil-Iraner – eine Begegnung, die für alle Beteiligten zu einer tief bewegenden Erfahrung wurde.

Von anerzogenem Hass zu aufrichtiger Freundschaft

Stellen Sie sich vor, Sie wachsen ein halbes Jahrhundert lang mit einer klaren Botschaft auf: Hass auf ein bestimmtes Volk. Genau das ist die Geschichte von B., einem Iraner, der aus einer jahrtausendealten persischen Stadt stammt. Die politische Doktrin seines Landes hatte ihm fast 50 Jahre lang den Hass auf Israel und sein Volk eingeflüstert.

 

Doch B.s Weg führte ihn zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus und damit zu einem Pfad des „Friedens, der Liebe und der Freundschaft mit allen Menschen“. Diese innere Veränderung ermöglichte es ihm, die „hasserfüllten Klischees aus meinem Herzen [zu] entfernen“. Die Begegnung mit israelischen Lehrern in Hamburg wurde für ihn zum entscheidenden Moment. Er konnte seinen „inneren Groll gegen dieses ehrwürdige Volk“ ablegen und sieht sie seit diesem Tag als seine Freunde. „Ich werde sie bis zum Ende meines Lebens mit Respekt ehren“, schließt er sein bewegendes Zeugnis.

Ein Gedicht für den Frieden: Frau, Leben, Freiheit

Die vielleicht poetischste Reflexion des Abends kam von einer Frau, die ihre Gedanken in Worte fasste, die wie ein Gebet klingen. Sie schreibt: „Ich bin eine Frau namens Iran … Du bist eine Frau namens Israel, mit einem Gewand des Friedens“. Für sie, einen „Vogel aus dem Iran, der ausgewandert ist auf der Suche nach Freiheit und Frieden“, wurde die Begegnung zu einer Lektion in Frieden, vermittelt durch „einfaches Brot und den unschuldigen Geschmack von Wein“.

Ihre Worte verbinden persönliche Erfahrungen von Unterdrückung mit der neu gefundenen Sicherheit des Augenblicks:

„Ich, die tausendmal die bittere Unsicherheit erlebt hat, nur weil ich keinen Schal trug, trage nun einen unsichtbaren Schal, der mich nicht versteckt, sondern schützt.“

Das Entzünden der Schabbat-Kerze wurde für sie zu einem Symbol der Freiheit und einem Gebet, „dass es nirgends auf der Welt Krieg geben möge“. Ihr Beitrag gipfelt in einem kraftvollen Aufruf, der die berühmte Losung der iranischen Freiheitsbewegung aufgreift und in einen neuen Kontext stellt:

„Lasst uns gemeinsam sagen: Schabbat Schalom: Frau, Leben, Freiheit“.

Tränen der Freude und das Gefühl, Familie wiederzufinden

Die Emotionen dieses Abends waren für alle spürbar. Als ein Teilnehmer den Beginn von Psalm 1 las – „Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen …“ –, füllten sich die Augen der israelischen Gäste mit Tränen, und sie umarmten die iranischen Anwesenden voller Wärme und Echtheit. Eine Teilnehmerin beschrieb diesen Moment so: „In diesem Moment fühlte ich, als hätte ich nach vielen Jahren meine Schwestern wiedergefunden“.

Dieses Gefühl, ein lang vermisstes Familienmitglied wiederzufinden, teilten auch andere. Ein weiterer Teilnehmer, R., fühlte sich an seine Vorfahren erinnert – an Kyros den Großen, der das jüdische Volk segnete und beschützte. Seine Augen, so schreibt er, waren die meiste Zeit „nass von Tränen der Freude und des Glücks“.

Diese Begegnung in Hamburg ist mehr als nur eine schöne Anekdote. Sie ist ein kraftvoller Beweis dafür, dass die von der Politik gezogenen Gräben durch persönliche Begegnungen überbrückt werden können. Wie S., ein Kurde aus dem Iran, es treffend formulierte:

„Wo Herzen sich finden, schweigen die Grenzen“.

Schabbat Schalom.