Deutsch-israelisches Jugendaustauschprojekt in Israel 18. bis 25. März 2019 mit Jugendlichen aus Hamburg und aus Tel Mond

Verständnis einbauen- Vertrauen aufbauen – Vorurteile abbauen

Bericht von Stefanie Böhmann

„Wann treffen wir eigentlich die Leute in Israel, die auf Grund des Holocausts etwas gegen uns Deutsche haben?“, fragt mich eine Schülerin, überwältigt von all der Offenheit und Gastfreundschaft, die sie in den vergangenen Tagen in ihrer Gastfamilie oder auf unserer Reise erlebt hat.
Am 18.3.2019 sind wir, drei Pädagogen der Stadtteilschule Öjendorf, mit 12 Jugendlichen vorwiegend aus einem Brennpunktviertel Hamburgs für eine Woche zu einem Jugendaustausch nach TEL Mond (zwischen TEL Aviv und Haifa) aufgebrochen. Dort wurden wir von unseren Austauschpartnern so herzlich empfangen, dass wir völlig überwältigt waren. Gleich am nächsten Tag durften wir Freude und Leid mit unseren Israelischen Freunden teilen. Die ganze Schule in TEL Mond war von Schülern für eins der fröhlichsten Feste des Jahres geschmückt worden: Purim. An diesem Fest gedenken die Juden an Königin Esther, die sich für ihr Volk eingesetzt und ihr Leben riskiert hat, um zur Zeit des Königs Ahasveros ihr Volk vor der Vernichtung zu retten. Auf zwei Bühnen wurde verkleidet ausgelassen getanzt und gefeiert. Doch am Mittag breitete sich die Nachricht aus, dass ein beliebter Physiklehrer, der die Schule mit gegründet hatte, an Krebs gestorben sei. Er war einen Tag vorher noch in der Schule gewesen. Und so teilten wir neben der Freude gleich am zweiten Tag auch den Schmerz. Den Nachmittag verbrachte jeder auf eigene Weise mit dem Austauschpartner. Am nächsten Tag machte sich die deutsche Delegation nach einem Vortrag der Überlebenden Hanna Tidhar für 2,5 Tage allein auf den Weg, um Israel als Land kennenzulernen. In Yad Vashem fand auf unglaublich intensive Art und Weise die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema der Shoa statt. Was für ein Kontrast nach all dem Leid in Jerusalem zum Purimfest von einer wildfremden, jüdischen Frau als Zeichen der Liebe und Versöhnung auf offener Straße einen Purimkuchen geschenkt zu bekommen. Das konnten unsere Jugendlichen kaum glauben und waren beeindruckt, von diesem Zeichen der Versöhnung.

Der Aufstieg zum Sonnenaufgang auf die Festung Masada (Beitragsbild), eine Wanderung in der Oase En Gedi und das Bad im Toten Meer brachte unsere Schützlinge fast an den Rand ihrer Kräfte, zeigte ihnen aber auch die Schönheit und Vielseitigkeit des Landes Israel. Nachdem wir die Unterschiedlichkeit jüdischen Lebens in Jerusalem kennengelernt und viel über die Geschichte Jerusalems erfahren durften, fuhren wir gespannt wieder zurück in unsere Austauschfamilien. Auf unserem Weg begegneten uns die Menschen nur freundlich. In den Gastfamilien erlebten unsere Jugendlichen so viel Zuneigung, so dass innerhalb dieser einen Woche Brücken der Freundschaft und des Vertrauens entstanden sind und viele Vorurteile abgebaut wurden, so dass selbst ein Bombenanschlag in der Nähe der Schule an unserem letzten Tag die Freude und Dankbarkeit über die gemeinsame Zeit nicht erschüttern konnte.

Besonders hervorheben möchte ich die Arbeit von Clairis Breier und Yifat Schnarch, die beide an der Schule in TEL Mond arbeiten und sich selbstlos für den Frieden und die Verständigung unter den Völkern einsetzen. Ihre Arbeit ist uns ein Vorbild und hat uns als Gastpädagogen bewegt. Außerdem danken wir dem Ebenezer-Hilfsfonds, der als Träger diesen Austausch ermöglicht hat.
Wir freuen uns nun auf den Gegenbesuch in zwei Wochen.