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Gedenken an die „Exodus 1947“: Überlebende besuchen Lübeck am 78. Jahrestag

Gedenktafel am „Lager Am Stau“ Lübeck
Auf Befehl der britischen Regierung wurden sie auf drei Schiffen zurück nach Deutschland gebracht und landeten am 7. September 1947 in Hamburg. Britische Soldaten zwangen die verzweifelten Menschen, die Schiffe zu verlassen, und transportierten sie in Zügen mit vergitterten Fenstern in die Lager „Am Stau“ auf der Herreninsel und Pöppendorf in Lübeck. Dort waren sie erneut hinter Stacheldraht und Wachtürmen interniert.
Ein Tag der Erinnerung und Mahnung
Der Montag, der 8. September, stand ganz im Zeichen des Gedenkens an diese Ereignisse. Der Tag begann um 9:30 Uhr am ehemaligen Lagerstandort in Pöppendorf. Eine Besichtigung des ehemaligen Lagerortes in Waldhusen war für die Teilnehmer sehr enttäuschend, außer die vom örtlichen Bürgerverein aufgestellte Gedenktafel erinnert nichts mehr an das Pöppendorfer Lager. Es war damals das größte Flüchtlingslager in Schleswig-Holstein und sollte entsprechend seiner Geschichte und Bedeutung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Anschließend besuchte die Gruppe den Bahnhof in Kücknitz, an dem die Flüchtlinge damals ankamen – ein Ort, an dem heute jeglicher Hinweis auf seine historische Bedeutung fehlt.


Der bewegende Höhepunkt des Tages war um 11:30 Uhr die Enthüllung einer neuen Gedenktafel am Standort des ehemaligen Lagers „Am Stau“. Die Israelis hatten uns gebeten, zum 78. Jahrestag endlich diese Gedenktafel aufzustellen, um an das Schicksal der dort Internierten zu erinnern. Neben Hinrich Kaasmann, Ebenezer Hilfsfonds Deutschland e.V. als Organisator war mit Dov Kaplan auch ein Überlebender und Zeitzeuge dabei; er war als 9-Jähriger mit seinen Eltern im Pöppendorfer Lager interniert. Itzak Rozmann, Sohn des damaligen Repräsentanten der Exodus-Flüchtlinge, und Yona Jahaw, seit 17 Jahren amtierender Bürgermeister von Haifa, nahmen mit ihrer ca. 30-köpfigen Gruppe die Enthüllung vor.



Der weitere Plan für den Tag führte die Gruppe nach Hamburg zu einer Barkassenfahrt entlang der Kaianlage, an der die Deportationsschiffe damals anlegten. Den Abend verbrachte die Gruppe im ehemaligen Warburghaus in Blankenese, das nach dem Krieg jüdischen Waisenkindern ein Zuhause bot. An den folgenden Tagen setzte die Gruppe ihre Reise zu weiteren wichtigen Orten wie Bergen-Belsen sowie den Lagern in Emden und Wilhelmshaven fort.

Ein Anlass zur Freude und zum Nachdenken
Wir waren sehr dankbar, dass dieser wichtige Besuch stattfand und die Erinnerung wachgehalten wurde. Gleichzeitig spürten wir einen geistlichen Kampf. Eine NDR-TV-Journalistin hatte das Thema der fehlenden, würdigen Gestaltung des Gedenkortes „Lager Pöppendorf“ aufgegriffen, was es zu einem kommunalpolitischen Thema machte. Brisant war zudem, dass der Lübecker Bürgermeister seine Teilnahme absagen ließ , während der Bürgermeister von Haifa, Yona Jahaw, seine Ehefrau begleitete. Inmitten dieser Umstände fühlten wir uns manchmal, als würden wir mit Journalisten und Kamerateams unter ein „fremdes Joch“ gespannt.
Es waren Tage des intensiven Gedenkens, der Mahnung und der dankbaren Begegnung.
Text der Presserklärung zur Information, sowie die nachfolgenden Links wurden von Georg Sewe erstellt:
https://www.hl-live.de/text.php?id=174933
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Juedische-Exodus-Fluechtlinge,audio127823.html
Gemeinnütziger Verein Kücknitz e.V.
1. Vorsitzender
Georg Sewe
Hudestraße 88