Israel-Einsatz 1.-22. Februar 2024

Nur drei Tage vor dem Abflug hat sich ergeben, dass wir uns nicht zu zweit, sondern zu dritt auf den Wegmachen: mein Vater Albrecht (71), ich, Ulrike,(45) und mein 16jähriger Sohn Joshua – drei Generationen einer deutschen Familie, die ganz praktisch an der Seite Israels stehen will. Helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Zuhören. Ermutigen. Trösten. Ernten – im praktischen und übertragenen Sinn.
Verfügbar sein – Hineni – hier bin ich.
Einige Highlights aus den Tagebucheinträgen von Ulrike:
02.02.24
Die ersten beiden Übernachtungen verbringen wir als Couch-Surfer bei Robert (fast 80) in seiner kleinen Zwei- Zimmer-Wohnung. Bis zwei und drei Uhr in der Frühe erzählt er uns aus seinem Leben: wie er als Sechsjähriger mit seinen Eltern und Großeltern aus Bukarest von Israel freigekauft wurde, und dann den Aufbau des modernen Staates Israels miterlebte, unterbrochen von mehreren Kriegen, die in seiner Seele Narben hinterließen. Er arbeitete als Chemiker im Katastrophenschutz und als Editor der Open University und ist ein wandelndes Lexikon mit einem ganz speziellen Humor.

Am Freitagnachmittag besuchen wir 2 Plätze in Tel Aviv, die gegensätzlicher kaum sein könnten:
den offenen Markt Shuk HaCarmel, mit seinem orientalischen Gewimmel am Rüsttag vor dem Shabbat – und den Kirkar Hatufim, der Platz vor dem Kunstmuseum wurde nach dem 7. Oktober in „Platz der Geiseln“ umbenannt und ist seither ein Ort der Begegnung für alle, die sich mit den Familienangehörigen der Entführten und der Ermordeten solidarisieren.

Zahlreiche Installationen stellen diese nationale Tragödie künstlerisch dar. Eine langen Tafel wurde festlich eingedeckt mit einem Stuhl, Teller, Glas und Besteck für jeden der Entführten – mit der Botschaft: wir warten auf euch. Nachdem über 100 Geiseln durch Gefangenenaustausch freikamen, hat man deren Plätze umdekoriert – Sacktuch und Dreckwasser, verbrannter Reis in Aluschalen zeigt, was die Geiseln in den Hamas-Tunneln zu essen bekamen. Es verschlägt mir den Atem.

Wir kommen mit Etan ins Gespräch. Er spricht leise, seine Stimme zittert. Er ist ein Sohn des Kibbuz Beeri. Sein Vater und die jüngere Schwester wurden dort ermordet. Die Schwester hätte heute Geburtstag gefeiert.