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Spurensuche in Hamburg: Eine berührende Rückkehr nach 86 Jahren




Uri mit seinen Töchtern vor der jüdischen Schule in Hamburg
Eine Kindheit im Schatten der Verfolgung
1938 wurde Uri hier im Grindel-Viertel geboren, in einer Zeit, als das jüdische Leben in Hamburg noch blühte. Sein Vater David war der letzte Kantor der großen, prachtvollen Bornplatzsynagoge und die rechte Hand von Rabbi Carlebach. Doch die beginnende Entrechtung der Juden machte auch vor dieser wohlhabenden Gemeinde nicht halt.
Die Erinnerungen an die Pogromnacht sind schmerzhaft präsent: Uris Vater musste der Gestapo alle Türen des Gotteshauses öffnen, damit sie zerstören und plündern konnten – auch die 50 Thorarollen, den Stolz der Gemeinde. Kurz darauf wurde der Vater David Hirsch ins KZ Sachsenhausen verschleppt, wo ihm unsägliches Leid geschah.
Eine Flucht, die zum Segen wurde
Uris Mutter gelang das schier Unmögliche: Sie besorgte Visa und Fahrkarten für die gesamte Familie nach England. Nach sechs Wochen wurde der Vater entlassen – entstellt bis zur Unkenntlichkeit, abgemagert und verstört. Selbst die Mutter erkannte ihn zunächst nicht wieder.
„Beim Erzählen kämpft Uri mehrmals mit den Tränen“, berichtet eine Zuhörerin. Als gläubiger Jude dankt er Gott, dass seine Familie fliehen konnte. Zuerst nach England, von dort weiter nach Amerika. Aus der Linie seiner Eltern sind bis heute 720 Nachkommen hervorgegangen – „ein Wunder des Ewigen“, wie Uri es nennt.
Erstaunen und Dankbarkeit
Für Penny und Shira ist vieles neu, was sie während dieser vier Tage in Hamburg hören. Mit welcher Energie ihr 87-jähriger Vater erzählt, von morgens bis abends, erstaunt sie. Besonders verwundert beobachten sie eine Zusammenkunft von Ebenezer im Messberg: Dass Christen, zudem Nichtjuden, Israel so sehr unterstützen, ist ihnen völlig neu. Von Herzen bedanken sie sich für diese unerwartete Solidarität.

Uris eigene Erinnerungen beginnen erst in England, von wo die Familie bald weiter in die USA emigrierte. Heute lebt er nach seiner Alijah 2007 in Jerusalem – ein Mann, der zu den Wurzeln seines Volkes und Glaubens zurückgekehrt ist und dabei Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Jung und Alt baut.
Seine Rückkehr nach Hamburg ist mehr als nur ein persönlicher Besuch – sie ist ein lebendiges Zeugnis der Überlebenskraft und der Bereitschaft, den Nachkommen der Täter zu begegnen.