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WIR SCHWEIGEN NICHT! – Ebenezer Hilfsfonds beim Marsch des Lebens in Hamburg

28. Oktober 2025 / Redaktion

Sonntag, der 26. Oktober 2025, war ein kalter, regnerischer und  stürmischer Tag in Hamburg. Doch das hielt einige von uns Ebenezer-Freunden und rund 200 weitere entschlossene Menschen nicht davon ab, gemeinsam auf die Straße zu gehen. Wir waren Teil des „Marsch des Lebens“ hier in unserer Stadt, und unsere Botschaft, die wir auf einem großen Banner vor uns hertrugen, war unmissverständlich: „WIR SCHWEIGEN NICHT!“.

Der Leitspruch war:  „Für Erinnerung – Für jüdisches Leben – Gegen Israelhass“.

Warum wir marschiert sind: Erinnern, um zu handeln

Dieser Marsch war kein gewöhnlicher Protest. Es war ein Gedenk- und Versöhnungsmarsch, der an eines der dunkelsten Kapitel unserer Stadtgeschichte erinnerte: die erste Deportation jüdischer Frauen, Männer und Kinder aus Hamburg nach Litzmannstadt, Minsk und Riga, die am 25. Oktober 1941 begann. Mitten in Hamburg, direkt neben der Universität, unweit des Dammtorbahnhofs, wurden 1.030 Hamburger Jüdinnen und Juden zusammengetrieben, nachdem sie knapp 24 Stunden hatten, um das Notwendigste zusammenzupacken.
(https://www.zeit.de/hamburg/2025-10/ns-deportationen-hamburg-konzentrationslager-holocaust-fotos?freebie=a0c4e4df)

Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem systematischen Mord an 6 Millionen Juden im Holocaust ist der Ruf „Nie wieder!“ keine leere Floskel. Die schrecklichen Ereignisse des 7. Oktober 2023 und die darauffolgende, weltweite Flut des Antisemitismus haben uns auf brutalste Weise gezeigt, dass dieser Ruf heute dringlicher ist als je zuvor.

Das Gefühl „Es kann doch wieder passieren!“ ist für viele Jüdinnen und Juden und für die Nachkommen von Überlebenden zur bitteren Realität geworden. Es war das gleichgültige Schweigen der Mehrheit, das den Holocaust erst ermöglichte. Genau deshalb dürfen wir heute nicht schweigen.

Ein Zeichen der Solidarität im Regen

Unser Weg begann um 15:00 Uhr am Platz der Jüdischen Deportierten (Moorweide), direkt gegenüber dem Dammtorbahnhof. Es ist ein Ort, der zur Mahnung verpflichtet. Zwischen Regenschauern und Sturmböen wurden hier von mehreren Hamburger Teilnehmern mit tiefem Respekt die Namen von deportierten Juden direkt aus den Original-Transportlisten der Hamburger Gestapo verlesen. 

Von dort zogen wir gemeinsam, begleitet von israelischen Flaggen und unserem Banner, durch die Innenstadt zum Rathausplatz. Trotz des ungemütlichen Wetters gab es hier und dort Gespräche mit Spaziergängern, die wissen wollten, was dieser Marsch bedeutete. Es gab auch Zurufe, die die Vernichtung Israels forderten. Umso dringlicher ist unsere Solidarität mit dem einzigen jüdischen Staat.

Bei der Abschlussveranstaltung auf dem Rathausmarkt wurde ein eindrucksvolles Grußwort von Rabbi Bistritzky verlesen, das die Wichtigkeit unseres gemeinsamen Auftretens unterstrich und allen Anwesenden dankte.


INFOBOX: Über den Marsch des Lebens

Der Marsch des Lebens ist eine Initiative von Jobst und Charlotte Bittner und den evangelisch-freikirchlichen TOS Diensten aus Tübingen in Deutschland. Gemeinsam mit Nachkommen deutscher Wehrmachts-, Polizei- und SS-Angehöriger veranstalten sie Gedenk- und Versöhnungsmärsche an Orten des Holocaust in Europa und weltweit.

Seit dem Beginn der Bewegung im Jahr 2007 haben bisher Märsche in mehr als 20 Nationen und hunderten Städten stattgefunden – in Zusammenarbeit mit Christen der unterschiedlichsten Kirchen und Denominationen sowie mit vielen jüdischen Gemeinden.

Der Marsch des Lebens verbindet die persönliche Aufarbeitung der Geschichte mit einer öffentlichen Stimme gegen heutigen Antisemitismus in Freundschaft mit Israel:

  • Erinnern: Aufarbeitung der Vergangenheit, Holocaustüberlebenden eine Stimme geben.
  • Versöhnen: Heilung und Wiederherstellung zwischen den Nachkommen der Täter- und Opfergeneration.
  • Ein Zeichen setzen: für Israel und gegen den modernen Antisemitismus.

Die Botschaft bleibt immer dieselbe: Es war das gleichgültige Schweigen der Mehrheit, das den Holocaust überhaupt ermöglicht hat. Eine Gleichgültigkeit, die auch heute den Weg für Antisemitismus und Fremdenhass bahnt.

Weitere Infos: https://marschdeslebens.org/ueber-uns/


Unser Standpunkt als Ebenezer Hilfsfonds

Als Ebenezer Hilfsfonds – unser Name bedeutet „Stein der Hilfe“ – ist es unser Auftrag, Juden zu helfen und beizustehen. Für uns bedeutet das auch, unmissverständlich und öffentlich in Freundschaft an der Seite des Staates Israel und unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu stehen.

Die „Marsch des Lebens“-Bewegung leistet weltweit wichtige Arbeit, um zu erinnern, Versöhnung zu stiften und ein klares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Wir sind dankbar, dass wir als Teil dieser Bewegung gestern unsere Stimme erheben konnten.

Wir danken den Organisatoren und allen, die mit uns gegangen sind. Hamburg schweigt nicht. Wir schweigen nicht.